VII

 

Vor der Tür zu Äbtissin Étains cubiculum hospitale blieb Fidelma stehen. Auf dem Weg durch die düsteren Gänge und Flure hatte sie mit dem sächsischen Mönch kein Wort gewechselt. Sie mußte sich überwinden, die Zelle zu betreten. Bruder Eadulf nahm an, sie sei deshalb so schweigsam, weil sie gegen ihren Willen bei der Aufklärung des Verbrechens mit ihm zusammenarbeiten mußte, und zeige ihm aus diesem Grund die kalte Schulter. Fidelma allerdings mußte all ihre Kraft zusammennehmen, um diesen gefürchteten Augenblick zu überstehen:

Wenn sie die Tür öffnete, würde sie ihre tote Freundin sehen.

Mit ihrem Schmerz über Étains Ermordung mußte sie allein zurechtkommen. Auch wenn sie einander nicht häufig gesehen hatten, waren sie doch stets gute Freundinnen gewesen. Fidelma dachte daran, wie ihr Étain noch am Vorabend anvertraut hatte, daß sie Kildare aufgeben und ihr Glück in einer Heirat suchen wollte. Fidelma überlegte angestrengt. Wer war Étains Verlobter? Und wie sollte sie diesen Mann ausfindig machen, um ihm die traurige Nachricht zu überbringen? War er ein Eoghanacht-Häuptling? Oder ein Glaubensbruder, den sie in Irland kennengelernt hatte? Sie würde noch genug Zeit haben, sich damit zu befassen, wenn sie nach Irland zurückgekehrt war.

Fidelma holte ein paarmal tief Luft, um sich zu beruhigen.

«Wenn Ihr die Tote lieber nicht ansehen möchtet, Schwester, kann ich das gern für Euch übernehmen», sagte Eadulf besänftigend. Offenbar mißdeutete er ihr Zögern als Angst davor, eine Leiche zu betrachten. Es waren die ersten Worte, die der sächsische Mönch direkt an sie gerichtet hatte.

Fidelma wußte nicht, was sie davon halten sollte.

Einerseits war sie überrascht, wie gut er Irisch sprach. Andererseits erzürnte sie sein gönnerhafter Ton.

Der Zorn gewann die Oberhand und verlieh ihr die Kraft, die sie jetzt so dringend benötigte.

«Étain war die Äbtissin meines Klosters in Kildare, Bruder Eadulf», sagte sie mit fester Stimme. «Ich kannte sie gut. Nur das läßt mich innehalten, und ich glaube, jedem anständigen Menschen würde es in dieser Lage ähnlich gehen.»

Bruder Eadulf biß sich auf die Lippen. Was für eine aufbrausende, überempfindliche Frau, dachte er. Ihre grünen Augen blitzten.

«Um so mehr Grund hätte ich Euch diesen Anblick zu ersparen», erwiderte er so ruhig wie möglich. «Ich bin in der Kunst der Apotheker erfahren, denn ich habe an Eurem berühmten Kollegium der Medizin in Tuaim Brecain studiert.»

Seine Worte stachelten ihre Wut nur weiter an.

«Und ich bin eine dálaigh der Brehon-Gerichtsbarkeit», erwiderte sie steif. «Ich nehme an, ich brauche Euch nicht zu erklären, welche Pflichten mit diesem Amt verbunden sind?» Noch ehe er antworten konnte, hatte sie die Tür des cubiculum aufgeschoben.

In der Zelle war es düster. Zwar waren es noch zwei Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit, doch herrschte bereits ein trübes Dämmerlicht, denn das einzige Fenster war klein und weit oben in die dunkle Steinwand eingelassen.

«Besorgt uns eine Lampe, Bruder», wies sie ihn an.

Eadulf zögerte. Er war es nicht gewohnt, von einer Frau Befehle entgegenzunehmen. Dann nahm er achselzuckend eine Lampe von der Wand des Korridors, die dort für die nächtliche Benutzung bereithing. Es dauerte eine Weile, bis er den Zunder entflammt und den Docht richtig eingestellt hatte.

Die Lampe mit einer Hand in die Höhe haltend, betrat Eadulf hinter Fidelma die kleine Zelle.

Äbtissin Étains Leiche lag noch so, wie sie nach der Bluttat hingefallen war, auf dem Rücken quer über dem schmalen Bett. Bis auf die Haube war sie vollständig bekleidet. Langes, goldblondes Haar umrahmte in üppigen Locken das Gesicht der Toten. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten zur Decke. Der Mund stand offen und war zu einer häßlichen Fratze verzerrt. Blut bedeckte die untere Hälfte ihres Gesichts, ihren Hals und ihre Schultern.

Die Lippen fest zusammengepreßt, schritt Schwester Fidelma auf das Bett zu. Sie zwang sich, auf den Boden zu sehen und so den kalten, offenen Augen des Todes auszuweichen. Vor dem Bett ging sie in die Knie und murmelte ein Gebet für ihre tote Äbtissin. «Sancta Brigita intercedat pro amica mea …», flüsterte sie. Dann streckte sie die Hand aus, schloß ihrer Freundin die Augen und fügte das Gebet für die Toten hinzu: «Requiem aeternam dona ei Domine …»

Als sie fertig war, wandte sie sich zu dem sächsischen Mönch um, der an der Tür gewartet hatte.

«Da wir nun einmal zusammenarbeiten werden, Bruder», sagte sie kühl, «sollten wir uns darüber verständigen, womit wir es hier zu tun haben.»

Bruder Eadulf kam näher und hielt die Lampe über das Bett. Mit sachlicher Stimme bemerkte Fidelma: «Wir haben einen schartigen Schnitt, der fast wie ein Riß aussieht und vom linken Ohr bis zur Kehle reicht; ein zweiter Schnitt verläuft vom rechten Ohr bis zur Kehle, so daß beide zusammen unter dem Kinn fast ein ‹V› bilden. Seid Ihr der gleichen Ansicht?»

Eadulf nickte langsam.

«Ja, Schwester. Es scheinen zwei verschiedene Schnitte zu sein.»

«Ich kann keine weiteren Verletzungen erkennen.»

«Um ihr diese Schnitte zufügen zu können, muß der Angreifer den Kopf der Äbtissin – vielleicht an den Haaren – nach hinten gerissen haben. Dann hat er ihr neben dem Ohr in den Hals gestochen und das gleiche auf der anderen Seite wiederholt.»

Schwester Fidelma nickte nachdenklich.

«Das Messer kann nicht besonders scharf gewesen sein. Das Fleisch sieht eher eingerissen als sauber zerschnitten aus. Es muß eine kräftige Person gewesen sein.»

Bruder Eadulf lächelte schwach.

«Dann können wir ja alle Schwestern als Verdächtige ausschließen.»

Fidelma zog die Augenbrauen hoch.

«Bis jetzt können wir niemanden ausschließen. Körperkraft ist ebensowenig den Männern vorbehalten wie Klugheit.»

«Also gut. Aber die Äbtissin muß ihren Angreifer gekannt haben.»

«Woraus folgert Ihr das?»

«Es gibt kein Anzeichen eines Kampfes. Schaut Euch in der Zelle um. Alles steht an seinem Platz. Nichts ist in Unordnung geraten. Und die Kopfbedeckung der Äbtissin hängt noch ordentlich am Kleiderhaken. Wie Ihr wißt, ist es bei den Schwestern Brauch, den Schleier nicht vor Fremden abzunehmen.»

Schwester Fidelma mußte eingestehen, daß Bruder Eadulf eine gute Beobachtungsgabe besaß.

«Ihr meint, Äbtissin Étain habe ihre Kopfbedeckung abgenommen, ehe oder während der Mörder in ihre Zelle kam? Soll das heißen, sie hat den Täter gut genug gekannt, um den Schleier abzunehmen?»

«Genau.»

«Doch was, wenn der Mörder die Zelle betrat, ehe sie wußte, wer es war? Wenn sie keine Zeit hatte, nach ihrem Schleier zu greifen, weil sie sofort überfallen wurde?»

«Eine Möglichkeit, die ich bereits ausgeschlossen habe.»

«Wieso?»

«Weil es dann irgendein Anzeichen für einen Kampf geben müßte. Hätte die Äbtissin einem Fremden gegenübergestanden, hätte sie als erstes versucht, nach ihrer Kopfbedeckung zu greifen. Und wenn er sie bedroht hätte, hätte sie sich zur Wehr gesetzt. Aber in ihrer Zelle ist alles ordentlich und aufgeräumt. Das einzige, was den friedlichen Anblick stört, ist die Äbtissin selbst, die mit aufgeschlitzter Kehle auf ihrer Schlafstatt liegt.»

Schwester Fidelma preßte die Lippen zusammen. Eadulf hatte recht. Er hatte einen scharfen Blick.

«Das klingt logisch», erwiderte sie nach einigem Nachdenken, «aber nicht völlig überzeugend. Darüber, ob die Äbtissin den Angreifer kannte, würde ich lieber noch kein abschließendes Urteil fällen. Aber es spricht vieles zu Euren Gunsten.» Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm ins Gesicht. «Ihr sagtet, Ihr seid ein Medikus?»

Eadulf schüttelte den Kopf. «Nein. Ich habe zwar am Kollegium der Medizin in Tuaim Brecain studiert und kenne mich mit vielem aus, bin aber nicht in alle Künste der Ärzte eingeweiht.»

«Verstehe. Dann werdet Ihr wohl sicherlich nichts dagegen haben, wenn wir Äbtissin Hilda bitten, Étains Leiche ins mortuarium bringen und von dem Medikus ihrer Abtei untersuchen zu lassen – nur für den Fall, daß es Verletzungen gibt, die wir übersehen haben?»

«Ich habe nichts dagegen», bestätigte Eadulf.

Fidelma nickte geistesabwesend. «Ich bezweifle, daß es im Augenblick noch irgend etwas gibt, was uns dieser Ort verraten könnte …» Sie hielt inne und beugte sich zum Boden. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie ein Büschel goldener Haare in der Hand.

«Was ist das?» fragte Eadulf.

«Die Bestätigung Eurer Vermutung», erwiderte Fidelma knapp. «Ihr sagtet doch, der Täter habe von hinten Étains Haar gefaßt und ihren Kopf zurückgehalten, während er ihr die Kehle durchschnitt. Dabei hätte er ihr sicherlich einige Haare ausgerissen. Hier haben wir die Haare, die der Angreifer fallen ließ, ehe er eilig aus der Zelle floh.»

Fidelma sah sich noch einmal in der kleinen Kammer um. Sorgfältig glitten ihre Augen über jeden Gegenstand, damit ihr ja nichts Bedeutsames entging. Dennoch beschlich sie das unerklärliche Gefühl, irgend etwas Wichtiges übersehen zu haben. Sie ging zu dem kleinen Tisch und betrachtete Étains wenige persönliche Dinge. Ein kleines Meßbuch gehörte dazu. Das Kruzifix war ihr einziger Schmuck. Und Fidelma hatte bereits gesehen, daß sie ihren Äbtissinnenring noch am Finger trug. Wieso hatte sie das Gefühl, daß trotzdem irgend etwas fehlte?

«Es gibt wenig, was darauf hindeuten könnte, wer der Schurke war, Schwester», unterbrach Eadulf ihre Gedanken. «Einen Raubmord aus Habgier können wir allerdings ausschließen», fügte er hinzu und deutete auf Ring und Kruzifix.

«Einen Raubmord?» Sie mußte gestehen, daß sie daran wohl als allerletztes gedacht hätte. «Wir befinden uns in einem Hause Gottes.»

«Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Bettler oder Dieb in eine Abtei eingebrochen wäre», erklärte Eadulf. «Aber in diesem Fall gibt es dafür keinerlei Anzeichen.»

«Der Schauplatz einer solchen Untat ist wie ein Stück Pergament, auf dem der Übeltäter unweigerlich Spuren hinterlassen muß», entgegnete Fidelma. «Die Spuren sind da. Es liegt an uns, sie zu entdecken und richtig zu deuten.»

«Die einzige Spur ist die Leiche der Äbtissin», sagte Bruder Eadulf leise.

Fidelma strafte ihn mit einem vernichtenden Blick.

«Immerhin etwas, das es zu deuten gilt.»

Bruder Eadulf biß sich auf die Lippe.

Als er am Vorabend im Kreuzgang zufällig mit ihr zusammengestoßen war, hätte er schwören können, einen Augenblick tiefer Verbundenheit zwischen ihnen verspürt zu haben. Jetzt war es so, als hätte diese Begegnung nie stattgefunden. Schwester Fidelma war eine Fremde, die ihm feindlich gesonnen war.

Andererseits, so sagte er sich, brauchte er sich über ihre Feindseligkeit nicht zu wundern. Sie war eine Anhängerin Columbans, während er sich allein schon durch seine corona spinea als Vertreter Roms zu erkennen gab. Und die Spannungen zwischen den in der Abtei versammelten Parteien waren für niemanden zu übersehen.

Ein rauhes Hüsteln auf dem Flur vor der Zelle unterbrach seine Gedanken. Erschrocken wandten sich Fidelma und Eadulf zur offenen Tür. Eine ältere Glaubensschwester stand auf der Schwelle.

«Pax vobiscum», grüßte sie. «Seid Ihr Fidelma von Kildare?»

Fidelma nickte.

«Ich bin Schwester Athelswith, domina des domus hospitale von Streoneshalh.» Sie hielt den Blick fest auf Fidelma gerichtet, um nicht zum Bett schauen zu müssen, wo noch immer Étains Leiche lag. «Äbtissin Hilda sagte, Ihr könntet möglicherweise mit mir sprechen wollen, weil ich für die Beherbergung sämtlicher Gäste während der Synode zuständig bin.»

«Ausgezeichnet», schaltete sich Bruder Eadulf ein, nicht ohne dafür einen weiteren mißbilligenden Blick von Fidelma zu ernten. «Ihr seid genau die Frau, mit der wir uns unterhalten sollten …»

«Aber nicht sofort», unterbrach ihn Fidelma gereizt. «Zuerst, Schwester Athelswith, möchten wir, daß der Medikus Eurer Abtei so bald wie möglich den Leichnam unserer armen Schwester untersucht. Und wenn die Untersuchung abgeschlossen ist, möchten wir mit dem Medikus sprechen.»

Schwester Athelswiths Blick wanderte unruhig zwischen Fidelma und Eadulf hin und her.

«Also gut», sagte sie schließlich widerwillig. «Ich werde Bruder Edgar, unseren Medikus, sofort benachrichtigen.»

«Und wenn wir hier fertig sind, treffen wir Euch am Nordtor der Abtei.»

Die ältere Schwester betrachtete noch immer unentschlossen abwechselnd Fidelma und den jungen sächsischen Mönch. Fidelma war verärgert über ihre Zögerlichkeit.

«Es ist Eile geboten, Schwester Athelswith», sagte sie scharf.

Die Verwalterin des Gästehauses nickte unsicher und machte sich auf den Weg.

Schwester Fidelma wandte sich zu Eadulf um. Ihre Gesichtszüge waren beherrscht, aber die grünen Augen funkelten wütend. «Ich bin es nicht gewohnt …», begann sie, doch Eadulf entwaffnete sie mit einem Grinsen. «… mit jemandem zusammenzuarbeiten? Ja, das kann ich verstehen. Das gleiche gilt für mich. Ich finde, wir sollten einen Weg finden, unsere Ermittlungen ohne weitere Reibereien durchzuführen. Wir sollten entscheiden, wer diese Untersuchung leitet.»

Fidelma sah den Sachsen überrascht an. Sie rang nach Worten, um ihrer Wut Luft zu machen, doch fielen ihr nur zusammenhanglose Sätze ein.

«Da wir uns im Land der Sachsen befinden, wäre es vielleicht sinnvoll, wenn ich die Verantwortung übernehme», fuhr Eadulf fort, ohne den Sturm zu beachten, der jeden Augenblick loszubrechen drohte. «Schließlich kenne ich das Gesetz, die Sitten und die Sprache dieses Landes.»

Fidelma preßte die Lippen zusammen und versuchte, sich zu beherrschen, während sie sich das Hirn nach einer passenden Antwort zermarterte.

«Ich möchte keineswegs bestreiten, daß Ihr die genannten Kenntnisse besitzt. Und doch hat König Oswiu mit ausdrücklicher Billigung von Hilda, Äbtissin dieses Hauses, und Colmán, Bischof von Northumbrien, vorgeschlagen, daß ich diese Untersuchung durchführe. Ihr wurdet nur aus politischen Gründen hinzugezogen, um jeden Zweifel an der Ausgewogenheit meiner Arbeit zu zerstreuen.»

Bruder Eadulf zeigte sich nicht gekränkt. Er lachte nur.

«Aus welchen Gründen ich auch immer hinzugezogen wurde, Schwester, ich bin nun einmal da, und diese Tatsache könnt auch Ihr nicht leugnen.»

«Da wir uns offenbar nicht einigen können, sollten wir unverzüglich zu Äbtissin Hilda gehen und fragen, wer von uns die Untersuchungen leiten soll.»

Mehrere Sekunden lang trafen sich die Blicke von Bruder Eadulfs warmen, braunen und Fidelmas grün funkelnden Augen. Sie starrten sich herausfordernd an.

«Vielleicht», entgegnete Eadulf schließlich, «vielleicht aber auch nicht.» Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. «Warum sollten wir nicht selbst zu einer Übereinkunft gelangen?»

«Weil es den Anschein hat, als hättet Ihr schon entschieden, daß Ihr die Verantwortung übernehmen solltet», erwiderte Fidelma kühl.

«Ich werde Euch entgegenkommen. Wir bringen beide unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen mit. Versuchen wir doch, ohne Vorherrschaft des einen über den anderen auszukommen.»

Fidelma wurde klar, daß der sächsische Mönch vielleicht nur ihre Entschlossenheit und ihr Selbstvertrauen auf die Probe stellen wollte.

«Das wäre ein logischer Schluß», räumte sie zögernd ein. «Aber um zusammenarbeiten zu können, sollte man Verständnis füreinander haben und wissen, wie der andere denkt.»

«Die beste Möglichkeit, dieses Verständnis zu gewinnen, besteht darin, zusammenzuarbeiten und den anderen kennenzulernen. Wollen wir es versuchen?»

Schwester Fidelma schaute in die tiefbraunen Augen des sächsischen Mönchs und spürte, daß sie errötete. Wieder empfand sie die seltsame Erregung, die schon während ihrer Begegnung am Vorabend ihren gesamten Körper ergriffen hatte.

«Also gut», antwortete sie kühl, «wir werden es versuchen. Wir werden unsere Ideen und unser Wissen teilen und alle Schritte miteinander abstimmen. Aber jetzt sollten wir zum Nordtor gehen und uns mit Schwester Athelswith treffen. Ich finde es hier drinnen sehr bedrückend und würde gern unter freiem Himmel sein und den Seewind auf meinen Wangen spüren.»

Ohne einen weiteren Blick auf die Zelle oder die tote Étain ging Fidelma hinaus. Nur wenn sie alle ihre Gedanken auf die Aufklärung des Mords richtete, könnte sie zumindest vorübergehend ihre Trauer überwinden.

 

Am Nordtor des Klosters hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Ringsherum waren Marktbuden aufgebaut, an denen die örtlichen Kaufleute sich anschickten, aus der Zusammenkunft berühmter Kirchenführer und Prinzen der verschiedensten Königreiche Britanniens einen hübschen Gewinn zu schlagen.

Eine johlende Menge hatte sich um einen Bettler geschart, der, seiner Stimme und seinem Äußeren nach zu urteilen, aus Irland stammte. Die Leute verhöhnten ihn, während der Bettler düstere Prophezeiungen ausstieß. Fidelma schüttelte den Kopf, als sie erkannte, daß es der gleiche Mann war, den sie am Vorabend von ihrem Fenster aus gesehen hatte.

Wo man auch hinging, stieß man derzeit auf Wahrsager und selbsternannte Propheten, die Katastrophen verkündeten und Schicksalsschläge heraufbeschworen. Eigentlich glaubte niemand wirklich an Prophezeiungen, es sei denn, sie waren so grausig, daß man sich so richtig vor ihnen fürchten konnte. Die Angst vor Vernichtung und Verdammnis zog die Menschen immer wieder in ihren Bann. Die menschliche Seele war unergründlich.

Eine Weile blieben Fidelma und Eadulf wartend stehen, dann saugte das Marktgeschehen auch sie in sich auf, und ehe sie sich’s versahen, hatte die bunte Menschenmenge sie mit sich fortgetragen. Sie schlenderten zwischen den vielen Zelten und Buden hindurch, die vor den hohen Klostermauern von Streoneshalh wie Pilze aus dem Boden geschossen waren.

Die Luft war würzig und roch nach Salzwasser. Trotz der vorgerückten Stunde machten die Kaufleute ein gutes Geschäft. In der Menge, die rund um die Marktstände Zerstreuung suchte, befanden sich viele wohlhabende Edelmänner, Thane, Prinzen und Unterkönige. Jenseits des Marktes, auf beiden Seiten des Tales, durch das ein breiter Fluß zum Meer floß, ragten dunkle Berge in den Himmel. Auf ihren Hängen hatte man zahlreiche Zelte errichtet, deren Wimpel von der edlen Herkunft ihrer Bewohner kündeten.

Fidelma erinnerte sich, daß Bruder Taran ihr erzählt hatte, die Synode habe nicht nur königliche Gesandte aus allen Königreichen der Angeln und Sachsen, sondern auch aus den Königreichen der Bretonen angezogen, die mit den Sachsen ständig im Krieg lagen. Eadulf erkannte mehrere Wimpel fränkischer Edelmänner, die eigens das Meer überquert hatten, um an der Synode teilzunehmen, und Fidelma sah Wimpel aus Dál Riada und den Ländern der Cruthin, welche die Sachsen Pikten nannten. Es mußte sich wahrhaftig um eine wichtige Debatte handeln, wenn sie so viele Nationen anzog. Oswiu hatte recht – die Entscheidung von Streoneshalh würde für die nächsten Jahrhunderte über die Zukunft des Christentums nicht nur in Northumbrien, sondern in allen sächsischen Königreichen bestimmen.

Ganz Witebia schien von einer fröhlichen Karnevalsstimmung erfaßt. Eine bunte Truppe aus fahrenden Spielleuten, Gauklern, Kaufleuten und Händlern drängte in die Stadt. Bruder Eadulf meinte, die Preise, die sie verlangten, seien unverschämt hoch, und jeder, der die Gastfreundschaft des Klosters genieße, könne sich glücklich schätzen.

An den Marktständen wechselten Gold- und Silbermünzen den Besitzer. Ein friesischer Kaufmann ergriff die Gelegenheit, seiner hochgestellten Kundschaft eine ganze Schiffsladung Sklaven zu verkaufen. Bauern, gewöhnliche Freie und andere Schaulustige verfolgten das Geschehen neugierig. Wie sie sehr wohl wußten, konnte es nur allzu rasch geschehen, daß eine ganze Familie sich durch die Wirren eines Krieges oder Bruderkrieges plötzlich in der Gefangenschaft wiederfand und von den Eroberern in die Sklaverei verkauft wurde.

Fidelma betrachtete das Geschehen mit unverhohlenem Widerwillen.

«Es macht mich beklommen, wenn ich sehe, daß Menschen wie Tiere verhökert werden.»

Zum erstenmal befand sich Eadulf mit ihr in völliger Übereinstimmung.

«Wir Christen predigen schon seit langem, daß es unrecht ist, wenn ein Mensch einen anderen Menschen als Eigentum besitzt. Wir sammeln sogar Geld, um Sklaven freizukaufen, von denen bekannt ist, daß sie Christen sind. Doch viele, die sich Christen nennen, sind gegen die Abschaffung der Sklaverei, und die Kirche hat es sich leider nicht zur Aufgabe gemacht, die Sklaverei zu beenden.»

Fidelma war erfreut, daß sie in dieser Hinsicht einer Meinung waren.

«Ich habe gehört, selbst Deusdedit, Euer sächsischer Erzbischof von Canterbury, habe gesagt, Sklaven würden in wohlhabenden Haushalten besser ernährt und untergebracht als freie Arbeiter und Bauern. Außerdem sei die Freiheit eines Bauern eher relativ als tatsächlich. Solche Ansichten wären bei einem irischen Bischof unvorstellbar. Bei uns ist die Sklaverei per Gesetz verboten.»

«Und doch haltet Ihr Geiseln, und es gibt Menschen, die Ihr als Unfreie bezeichnet», erwiderte Eadulf. Er hatte plötzlich das Gefühl, die sächsische Sklaverei verteidigen zu müssen, obwohl er sie ablehnte, einfach weil sie sächsisch war. Ihm gefiel nicht, daß eine Fremde mißbilligend über sein Land herzog und sich dabei so überlegen gab.

Fidelma errötete vor Zorn.

«Ihr habt in Irland studiert, Bruder Eadulf, und Ihr kennt unsere Sitten. Wir haben keine Sklaven. Wer unsere Gesetze übertritt, kann für einen bestimmten Zeitraum seine Rechte verlieren, aber er wird nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Er wird lediglich gezwungen, zum Wohle des Volkes zu arbeiten, bis sein Verbrechen gesühnt ist. Einige Unfreie bestellen sogar ihr eigenes Land und bezahlen Steuern. Geiseln und Kriegsgefangene bleiben so lange bei uns und arbeiten für die Gemeinschaft, bis ein Tribut oder Lösegeld bezahlt worden ist. Doch wie Ihr sehr gut wißt, Eadulf, werden bei uns selbst die niedrigsten der Unfreien als vernunftbegabte Wesen behandelt, als Menschen mit Rechten und Gefühlen, nicht bloß als bewegliches Eigentum, wie bei Euch in Sachsen die Sklaven.»

Bruder Eadulf öffnete den Mund, um zur wütenden Verteidigung einer Sitte anzusetzen, die er im Grunde zutiefst verabscheute.

«Bruder Eadulf! Schwester Fidelma!»

Eine atemlose Stimme unterbrach ihr Gespräch.

Sie wandten sich um. Als sie Schwester Athelswith keuchend herannahen sah, bekam Fidelma ein schlechtes Gewissen.

«Ich dachte, wir wollten uns am Nordtor treffen», stieß die Schwester atemlos hervor.

«Es tut mir leid», sagte Fidelma zerknirscht. «Wir haben uns wohl vom bunten Markttreiben ablenken lassen.»

Schwester Athelswith verzog tadelnd das Gesicht.

«Ihr tätet gut daran, diesen Sündenpfuhl zu meiden, Schwester. Doch da Ihr in der Gegend fremd seid, kann ich auch verstehen, daß unsere northumbrischen Märkte Euch vielleicht noch etwas Neues bieten können.»

Sie drehte sich um und führte sie aus dem Teil des Klostergeländes, das für den Markt zur Verfügung gestellt worden war. Gemeinsam gingen sie östlich auf den Kamm der dunklen Klippen zu, die den Hafen von Witebia überragten. Die Sonne stand bereits tief am westlichen Himmel, und die Schatten wurden immer länger.

«Nun, Schwester Athelswith …», begann Fidelma. Aber die domina des Gästehauses unterbrach sie mit noch immer atemloser Stimme.

«Ich war bei Bruder Edgar, unserem Medikus. Er wird noch in dieser Stunde die Autopsie vornehmen.»

«Gut», nickte Bruder Eadulf zufrieden. «Ich bezweifle zwar, daß er noch etwas finden wird, was uns entgangen ist, aber es ist stets das beste, wenn die Leiche sorgfältig untersucht wird.»

«Als Verwalterin des Gästehauses», ergriff Fidelma das Wort, «weist Ihr den Gästen ihre cubicula zu. Verfahrt Ihr dabei nach bestimmten Regeln?»

«Viele unserer Gäste haben rund um das Kloster ihre Zelte aufgeschlagen. Trotzdem sind unsere Schlafsäle überfüllt. Die cubicula sind ganz besonderen Gästen vorbehalten.»

«Und Ihr habt Äbtissin Étain ihre Kammer zugewiesen?»

«Jawohl.»

«Auf welcher Grundlage?»

Schwester Athelswith blinzelte verwirrt.

«Ich verstehe Eure Frage nicht.»

«Gab es irgendwelche besonderen Gründe, Étain von Kildare gerade in diesem cubiculum unterzubringen?»

«Nein. Die Kammern werden den Gästen nach ihrem Rang zugeteilt. Bischof Colmán zum Beispiel bat darum, daß man Euch wegen Eures Ranges ebenfalls ein cubiculum gibt.»

«Ich verstehe. Und wer hatte die beiden cubicula neben der Äbtissin?»

Schwester Athelswith brauchte nicht lange nachzudenken.

«Auf der einen Seite Äbtissin Abbe von Coldingham, auf der anderen Bischof Agilbert, der Franke.»

«Also eine überzeugte Verfechterin der Kirche Columbans», sagte Bruder Eadulf, «und ein erklärter Anhänger Roms.»

Fidelma hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an. Eadulf zuckte mit den Achseln.

«Ich sage dies nur, Schwester Fidelma, falls Ihr nach pro-römischen Schuldigen sucht.»

«Ich suche nach der Wahrheit, Bruder», entgegnete Fidelma gereizt und wandte sich dann wieder der sichtlich verwirrten Athelswith zu: «Wird irgendwie festgehalten, wer die cubicula Eurer Gäste besucht? Oder kann jedermann nach Gutdünken das Gästehaus betreten und auch wieder verlassen?»

Schwester Athelswith hob die Schultern.

«Warum sollten wir so etwas festhalten? Im Hause Gottes kann jeder nach Belieben kommen und gehen.»

«Männer und Frauen?»

«Streoneshalh ist ein Doppelhaus. Männer und Frauen dürfen einander in ihren cubicula besuchen, wann immer sie wollen.»

«Ihr habt also keine Kenntnis davon, wer die Äbtissin Étain in ihrer Kammer besucht hat?»

«Was den heutigen Tag betrifft, weiß ich von sieben Besuchern», antwortete die ältere Schwester selbstzufrieden.

Fidelma versuchte, ihre Aufregung zu verbergen.

«Und wer waren diese sieben?» fragte sie betont ruhig.

«Bruder Taran, der Pikte, und Schwester Gwid, die Sekretärin der Äbtissin, kamen bereits am Morgen. Gegen Mittag erschienen Äbtissin Hilda und Bischof Colmán. Später verlangte dann ein Bettler, ein Landsmann von Euch, Schwester Fidelma, die Äbtissin zu sehen. Er machte ein solches Spektakel, daß er mit Gewalt fortgeschafft werden mußte. Es war der gleiche Bettler, der gestern morgen auf Befehl Äbtissin Hildas ausgepeitscht worden war, weil er die Ruhe des Klosters gestört hatte.»

Sie hielt inne.

«Ihr habt von sieben Personen gesprochen», drängte Schwester Fidelma sanft.

«Fehlen noch die Brüder Seaxwulf und Agatho. Seaxwulf ist der Sekretär von Wilfrid von Ripon.»

«Und wer ist Agatho?»

Es war Eadulf, der darauf die Antwort wußte.

«Agatho ist ein Priester im Dienst des Abts von Icanho. Jemand hat ihn mir heute morgen als ziemlich eigenwilligen Burschen beschrieben.»

«Ein Mitglied der römischen Gesandtschaft also?» schloß Fidelma. Eadulf nickte kurz.

«Könnt Ihr ungefähr die Zeit benennen, wann diese Besucher bei der Äbtissin waren? Und wißt Ihr auch, wer als letzter bei ihr gewesen ist?»

Schwester Athelswith rieb sich die Nase, als könnte sie damit ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

«Schwester Gwid ist am frühen Morgen dagewesen. Ich erinnere mich noch gut daran, denn Äbtissin Étain und sie standen an der offenen Tür des cubiculum und stritten sich heftig. Schließlich ist Schwester Gwid in Tränen ausgebrochen und an mir vorbei den Flur entlang in ihr dormitorium gerannt. Ein ziemlich überspanntes Mädchen. Ich nehme an, die Äbtissin hatte allen Grund, sie zu tadeln. Dann kam Bruder Taran. Äbtissin Hilda und Bischof Colmán trafen gemeinsam ein, und als die Glocke zum prandium läutete, begleiteten sie Äbtissin Étain ins Refektorium. Der Bettler tauchte nach dem Mittagessen auf. Um diese Zeit muß auch Bruder Seaxwulf dagewesen sein, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob es vor oder nach dem Mittagessen war. Der letzte Besucher, an den ich mich erinnere, war Bruder Agatho. Er kam am frühen Nachmittag.»

Fidelma hatte dem Bericht der älteren Frau mit einem leichten Schmunzeln gelauscht. Schwester Athelswith war offenbar recht übereifrig, was ihre Aufgaben als Verwalterin des Gästehauses betraf, und verfolgte ganz genau, wer ihr Refugium betrat.

«Dieser Agatho war also Eures Wissens nach der letzte, der Äbtissin Étain lebend gesehen hat?»

«Falls er tatsächlich der letzte Besucher war», sprang Eadulf in die Bresche.

Schwester Fidelma lächelte sanft.

«Natürlich.»

Schwester Athelswith machte ein unglückliches Gesicht.

«Ich habe nach Bruder Agatho keinen Besucher mehr gesehen», erwiderte sie schließlich mit fester Stimme.

«Könnt Ihr denn von dort aus, wo Ihr Euch aufhaltet, alle Besucher sehen?» wollte Eadulf wissen.

«Nur wenn ich in meinem officium bin», antwortete sie und errötete leicht. «Ich habe viel zu tun. Domina des Gästehauses zu sein ist eine große Verantwortung. Für gewöhnlich beherbergen wir höchstens vierzig Pilger auf einmal. Ein Bruder und drei Schwestern stehen mir bei der Erledigung meiner Pflichten zur Seite. Wir müssen die dormitoria und cubicula sauberhalten, die Betten machen und darauf achten, daß unsere hochgestellten Besucher auch mit allem zufrieden sind. Deshalb bin ich oft im Gästehaus, um nachzusehen, ob auch alle Aufgaben erfüllt werden. Wenn ich jedoch in meinem officium bin, kann mir niemand entgehen, der ins Gästehaus geht oder es verläßt.»

Fidelma lächelte beruhigend. «Und das ist unser Glück.»

«Würdet Ihr einen Eid darauf schwören», drängte Eadulf weiter, «daß niemand sonst bei Äbtissin Étain gewesen ist?»

Schwester Athelswith schob trotzig das Kinn vor.

«Natürlich nicht. Wie ich schon sagte, bei uns steht es jedermann frei, zu kommen und zu gehen, wie es ihm beliebt. Ich kann nur bestätigen, daß die von mir genannten Personen bei der Äbtissin von Kildare gewesen sind.»

«Und wann und von wem wurde die Leiche entdeckt?»

«Ich selbst habe sie gefunden, und zwar heute abend um halb sechs.»

Fidelma zeigte offen ihr Erstaunen.

«Wie könnt Ihr Euch dieses Zeitpunkts so sicher sein?»

Schwester Athelswith schwoll sichtlich vor Stolz.

«Zu den Pflichten der domina des domus hospitale von Streoneshalh gehört auch das Zeitnehmen. Das heißt, ich muß dafür sorgen, daß unsere Klepsydra immer richtig geht.»

Bruder Eadulf runzelte verwirrt die Stirn.

«Eure was?»

«Klepsydra ist das griechische Wort für eine Wasseruhr», erklärte Fidelma und gönnte sich dabei einen leicht herablassenden Ton.

«Einer unserer Glaubensbrüder hat sie aus dem Osten mitgebracht», sagte Schwester Athelswith stolz. «Es ist ein Mechanismus, bei dem die Zeit durch das Auslaufen von Wasser gemessen wird.»

«Und wieso habt Ihr Euch ausgerechnet diesen Zeitpunkt gemerkt?» fragte Eadulf.

«Ich hatte gerade die Klepsydra überprüft, als ein Bote vom sacrarium zu mir kam, um mir mitzuteilen, daß die Versammlung eröffnet, die Äbtissin von Kildare jedoch nicht anwesend sei. Also ging ich in ihr cubiculum, um sie zu holen. Ich fand die Leiche und schickte sofort eine Botin zu Äbtissin Hilda. Nach unserer Klepsydra fehlte noch eine halbe Stunde zum Läuten der Abendglocke, eine Aufgabe, die ich als Zeitnehmerin von Streoneshalh ebenfalls zu versehen habe.»

«Das stimmt mit dem Zeitpunkt überein, zu dem die Botin in die Versammlungshalle kam, um Äbtissin Hilda von dem Vorfall zu unterrichten», bestätigte Eadulf.

«Ich war ebenfalls dort», nickte Fidelma. «Und Ihr, Schwester Athelswith, habt nichts verändert? Étains Zelle blieb genauso, wie Ihr sie vorgefunden habt?»

Die domina des domus hospitale nickte mit Nachdruck.

«Ich habe nichts verändert.»

Schwester Fidelma biß sich nachdenklich auf die Lippe.

«Nun, die Schatten werden länger. Ich glaube, wir sollten in die Abtei zurückkehren», sagte sie und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: «Und dann sollten wir Priester Agatho ausfindig machen und hören, was er zu sagen hat.»

In dem Augenblick kam aus der Richtung des Klosters eine Gestalt durch die Dämmerung auf sie zugeeilt. Es war einer der Klosterbrüder, ein gedrungener, mondgesichtiger junger Mann.

«Ah, Bruder, Schwestern! Äbtissin Hilda hat mich geschickt, um Euch zu suchen.»

Er blieb stehen, um Atem zu schöpfen.

«Was gibt es?» fragte Fidelma.

«Ich soll Euch sagen, daß Äbtissin Étains Mörder gefunden ist und bereits hinter Schloß und Riegel sitzt.»

 

Nur Der Tod Bringt Vergebung
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